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Sa, 18.11.2023

Die Schüler*innen des KKG haben im Rahmen unserer Partnerschaft mit der Uni Rostock die Möglichkeit an einem Frühstudium teilzunehmen. Im Folgenden berichtet eine Schülerin von ihren spannenden Erfahrungen als Studierende. Viel Freude beim Lesen.

Meine Erfahrungen als Juniorstudentin an der Uni Rostock

Hallo, ich bin Marielou, gehe am KKG in die zwölfte Klasse und habe vier Semester lang an der Uni Rostock „studiert“. Im Juniorstudium hat man jeweils ein oder zwei Semester lang einen Unikurs, den sonst echte Studierende im ersten und manchmal auch im zweiten Semesters des jeweiligen Studiums hätte. Ich hatte je ein Semester lang medizinische Soziologie und Neuroanatomie und dann über zwei Semester einen Kurs namens „Grundlagen der Chemie für Mediziner“.

Aufgabenformate:

Im Juniorstudium schaut man echte Vorlesungen an, die als Video auf die Lernplattform stud.ip hochgeladen werden. Jede Woche gibt es eine Vorlesung à neunzig Minuten. Über das Semester verteilt gibt es auch je zwei Testate, also kurze Multiple-Choice Tests, sowie zwei Aufgaben, die man etwas genauer bearbeiten muss. Es gibt sogenannte Wikis, kurze Wikipedia-Einträge, die man im Semester in Kleingruppen zu jeweils zwei Vorlesungen schreibt. Eine große Aufgabe, die man zusätzlich noch bearbeitet, ist die Projektarbeit: eine sieben Seiten lange Arbeit, in der man ein bestimmtes Thema erklärt (z.B. hatte ich bei Neuroanatomie die Blutversorgung im Gehirn mit Bezug zu Blutungen zwischen bestimmten Gewebsschichten).

Präsenzveranstaltungen:

Pro Semester gibt es drei Präsenzveranstaltungen in Rostock. Die erste ist eine lange Informationsveranstaltung: da sitzen erst einmal alle Juniorstudent*innen in einem besonders großen Hörsaal, dem AudiMax (Auditorium maximum). Danach geht es in die einzelnen Kurse, wo die Tutor*innen einem genauere Infos zum Kurs geben und Kennenlernspiele gespielt werden.

Die zweite Präsenz ist kursspezifisch. Im Kurs zu medizinischer Soziologie hatten wir mehrere Videokonferenzen, in denen wir inhaltlich gearbeitet haben und unsere Tutorin auch etwas über ihre Erfahrungen im Medizinstudium geteilt hat. In Chemie haben wir gemeinsam Aufgaben gerechnet und bekamen vom Professor eine Labortour. Besonders spannend fand ich die Veranstaltung in Neuroanatomie: Alle Anatomie-Kurse haben sich getroffen und erst inhaltliche Aufgaben bearbeitet, um danach in den Präparations-Kurs zu gehen. Das ist ein Kurs, in dem die Anatomiekenntnisse durch das Präparieren von Spenderkörpern vertieft werden. Wir durften natürlich selbst nichts präparieren, aber bereits präparierte Strukturen betrachten etc. Ich durfte sogar ein menschliches Herz in den behandschuhten Händen halten.

Die dritte Präsenz ist die Klausur. In jedem Kurs gibt es in jedem Semester eine Klausur mit Multiple-Choice Aufgaben, in Chemie zusätzlich ein Testat mit normalen Aufgaben.

Zertifikate:

Im Juniorstudium kann man neben tollen Erfahrungen auch Zertifikate bekommen. Im medizinischen Bereich sind das einerseits die AdH-Zertifikate und andererseits im Bereich Chemie die Chemie-Zertifikate. AdH steht für Auswahlverfahren der Hochschule, sie bringen einem also Punkte bei der Bewerbung um einen Studienplatz. Das Chemie-Zertifikat bringt einem nichts, um einen Studienplatz zu bekommen, jedoch zählt die absolvierte Abschlussklausur, die man noch zusätzlich zu den Klausuren und Testaten des Juniorstudiums schreiben kann, genau wie die Abschlussklausur im späteren tatsächlichen Studium. Kurz: Man muss es später nicht nochmal machen.

Persönliche Erfahrungen:

Im Juniorstudium ist man wie später im echten Studium auf sich allein gestellt. Somit musste ich lernen, selbstständiger zu arbeiten. Ich habe gelernt, mich bei der Informationswiedergabe kurzzuhalten, um eine neunzigminütige Vorlesung auf nur einer A4-Seite zusammenzufassen. Auch habe ich gelernt, komplexe Sachverhalte ohne wirkliches Vorwissen mithilfe des Internets so zu erarbeiten, dass ich Aufgaben lösen konnte, zu denen ich es vorher nicht geschafft hatte, die zugehörige Vorlesung zu schauen. Besonders schwer war es, zu lernen, auf Lücke zu lernen, denn anders als in der Schule ist es im Studium wichtig, die Balance zu finden. Besonders bei Medizin ist es kaum möglich, in allen Fächern 100% des Stoffes auswendig zu kennen, und somit muss man priorisieren, was man am meisten lernt und was man beim Lernen eher überfliegt. Das stellt einen ganz schön starken Kontrast zum Lernen für die Schule dar und ist sehr ungewohnt.

Im Juniorstudium habe ich das erste Mal richtig ausführlich mit jemandem gemeinsam gelernt, denn in Chemie war es am Ende so viel Stoff, dass es einfacher war, jeweils die Hälfte gut zu können und die andere von der anderen Person detailreich und verständlich erklärt zu bekommen.

Auch interessiert?

Die Uni Rostock bietet Kurse in den verschiedensten Fachrichtungen an, Medizin stellt da nur einen Zweig dar. Viele Kurse sind ab sechzehn Jahren oder ab elfter Klasse, ansonsten gibt es aber keine Voraussetzungen. Um die Zertifikate zu erhalten, muss man bestimmte Punktzahlen in allen Bereichen erfüllen, man kann das Juniorstudium aber auch einfach so machen, also ohne Punkte zu erhalten. Wenn man zum Beispiel einfach mal die Vorlesungen anschauen oder in die verschiedenen Aufgabenformate reinschnuppern möchte. Man hat beim Juniorstudium eine ziemlich freie Zeiteinteilung, die Schule oder Hobbys stehen dem also nicht im Weg. Ich würde immer empfehlen, den Präsenzveranstaltungen beizuwohnen, aber da diese in Rostock sind und der Weg weit ist, gibt es auch Ersatzaufgaben, die man machen kann, um die Punkte für die Anwesenheit zu erhalten.

Wenn auch du Interesse an dem Juniorstudium hast findest du hier genauere Informationen.

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